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Erstmals verifizierbare Zahlen zu Diabetes in Österreich

© Manuela Egger-Moser, Krisztian Juhasz

Erstmals verifizierbare Zahlen zu Diabetes in Österreich

© Manuela Egger-Moser, Krisztian Juhasz

Die Verbesserung der Versorgungsstruktur in Österreich bei chronischen Erkrankungen war heuer ein zentrales Thema bei den Gesundheitsgesprächen in Alpbach. Ein Workshop beschäftigte sich mit ersten Ergebnissen der AK-Diabetesstudie. | von Wolfgang Panhölzl

Österreich liegt im traurigen Spitzenfeld bei schwerwiegenden Folgeerkrankungen von Diabetes, erläuterte Mag. Wolfgang Panhölzl, Leiter der Abteilung Sozialversicherung der Arbeiterkammer Wien. So werden jährlich 300 Patientinnen und Patienten wegen Nierenversagen dialysepflichtig, rund 200 Menschen erblinden an den Folgen von Diabetes, das diabetische Fußsyndrom ist Auslöser für rund 3.000 Amputationen pro Jahr. Wir brauchen ein multiprofessionelles Versorgungsmodell unter Einbeziehung der nichtärztlichen Gesundheitsberufe – und wir brauchen die Diagnosecodierung.

2007 wurde „Therapie Aktiv“ als Betreuungs- und Therapieprogramm für Diabetikerinnen und Diabetikern ins Leben gerufen. Trotz großer Bemühungen sind derzeit nur rund 15 Prozent eingeschrieben und weniger als 10 Prozent werden tatsächlich betreut. Wohlgemerkt, das Programm läuft seit 15 (!) Jahren.

Neue Zahlen zur Prävalenz

Die belastbaren Zahlen der GÖG wurden durch Heranziehung von zahlreichen Datenquellen berechnet. Diese waren die sogenannten LEICON-Daten der Sozialversicherung (Zahlen anhand der Medikamentenverordnungen) aber auch andere Quellen, wie der IDF-Diabetesatlas, Disease Management Programm Therapie Aktiv, die ATHIS-Umfrage, Diabetesregister Tirol oder das Inzidenzregister Kinder.

Die Zahlen belegen, dass in Österreich zwischen 727.618 – 879.826 (2020) an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankte Menschen leben. 6,46 Prozent der Patientinnen und Patienten mit Diabetes werden medikamentös behandelt. Dieser Prozentsatz ist doppelt so hoch wie bisher angenommen, führte Dr. Martin Clodi, Präsident der Österreichischen Diabetesgesellschaft, aus.

Anhand der hohen Zahlen waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter Vertreterinnen und Vertreter des Apothekerverbands, der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, der Sozialversicherungsträger, aber auch Medizinerinnen und Mediziner, sowie Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger und Angehörige anderer Gesundheitsberufe – einig, dass Verbesserungsbedarf bestehe und dieser zeitnahe Änderungen erforderlich mache. Dr. Erwin Rebhandl, Leiter des Primärversorgungszentrums „Hausarzt Medizin Plus“ in Haslach, forderte neue Kooperationsmodelle zwischen den Berufsgruppen.

Datenlage

Kritisch wurde die unzureichende Datenlage in Österreich erörtert. Ohne Daten ist sowohl das Versorgungsmanagement eines Landes als auch die Forschung und Wissenschaft auf Schätzungen – mit hohen Schwankungsbreiten – angewiesen, betonte Prof. Bernhard Rupp, Fachbeiratsvorsitzender und Abteilungsleiter Gesundheitspolitik der AK NÖ.

Die fehlende Diagnosekodierung bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärtzen, mache die Gesundheitskasse in einem wesentlichen Bereich blind, so Rupp, denn eine verpflichtende Kodierung, wie bereits in den PVEs könnte als Grundlage für ein bundeseinheitliches Diabetesregister dienen. Was nutzt ein Register, wenn niemand einmeldet? Dazu muss die finanzielle Ausstattung und die Möglichkeit der Dokumentation durch die Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung gestellt werden.

Mit einem Diabetesregister und einer verpflichtenden Diagnose- und Leistungskodierung auch im niedergelassenen Bereich könnte die Versorgung zielgenauer gestaltet werden, ergänzte ÖGK-Verwaltungsrat Mag. Martin Schaffenrath und bestätigte, dass zu diesem Thema zwischen Ärztekammer und Sozialversicherung bereits Verhandlungen geführt werden.

 

Fazit

Die Patientinnen und Patienten sollen neben den Ärztinnen und Ärzten von den Angehörigen der unterschiedlichen Berufsgruppen, insbesondere von Pflegeexpertinnen und -experten, klinischen und Gesundheitspsychologinnen und -psychologen, Diätologinnen und Diätologen, Bewegungsberaterinnen und -berater, Physiotherapeutinnen, -therapeuten, Orthoptistinnen, Orthoptisten begleitet und betreut werden. Die für die Patientinnen und Patienten wichtige Lotsenfunktion könnten bereits jetzt schon die Diätologinnen, Diätologen und die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger übernehmen. Dazu muss man auch die Verrechenbarkeit von Leistungen der Vertreterinnen und Vertreter anderer Gesundheitsberufe, wie z. B. Wundmanagerinnen, -manager oder Diätologinnen und Diätologen mit der ÖGK herstellen.

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