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„Denkfabrik“ in Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik

© Paul Gruber

„Denkfabrik“ in Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik

© Paul Gruber

Die Wiener Wirtschaftkammer hat eine lange Tradition als Serviceeinrichtung und Interessenvertretungen der Wirtschaftstreibenden. Doch fast ebenso lange beschäftigt man sich auch mit Themen der politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklungen, da diese ebenfalls eng mit der Wirtschaft verknüpft sind. Einer der Impulsgeber in diesem Zusammenhang ist der Wiener Wirtschaftskreis.

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Abg. z. NR Univ.-Prof. Dr. Rudolf Taschner

Leiter des Wiener Wirtschaftskreises

Der 2017 von der Wiener Wirtschaftskammer (WKW) ins Leben gerufene Wiener Wirtschaftskreis versteht sich als Denkfabrik in Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Wie DI Walter Ruck, Präsident der WKW, und Dr. Alexander Biach, stellv. Direktor der WKW, betonen, belegt damit die Wiener Wirtschaftskammer, wie ernsthaft sie, abseits vom tagesaktuellen Betrieb, die Aufgabe und die Verantwortung wahrnimmt, über richtungsweisende Impulse für die Wirtschaft nachzudenken und die Ergebnisse der Erörterungen zu dokumentieren.

Gründungsgedanke des Wiener Wirtschaftskreises

Zwei Gedanken liegen der Gründung des Wiener Wirtschaftskreises zugrunde: Der eine Gründungsgedanke fußt auf der Einsicht, dass Wirtschaft treibender Motor politischer, gesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Entwicklungen ist. Daher das Wort „Wirtschaft“ im Namen Wiener Wirtschaftskreis.

Der andere Gründungsgedanke fußt auf der Tradition bedeutender geistiger Zirkel in Wien, vor allem in der Zeit zwischen 1870 und 1930. Nicht nur hatte Ludwig von Mises – außerhalb der Universität – in den Räumlichkeiten der Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie in Wien, der Vorgängerin der Wiener Wirtschaftskammer, seine bahnbrechenden Seminare im Kreis exzellenter Wirtschaftstheoretiker gehalten. Parallel dazu tagte – ebenfalls abseits des Universitätsbetriebs – der von Hans Hahn, Otto Neurath und Moritz Schlick ins Leben gerufene Wiener Kreis, dem die Erörterung grundsätzlicher Fragen Anliegen war, insbesondere für Otto Neurath, dem Begründer des Wirtschaftsmuseums, Fragen gesellschaftlicher und ökonomischer Natur. Daher das Wort „Wiener Kreis“ im Namen Wiener Wirtschaftskreis.

Lösungen unter Einbeziehung von Fachleuten aufzeigen

Funktion des Wiener Wirtschaftskreises ist es, innovative Lösungen aufzuzeigen, in die Diskussion einzubringen und beratend zu wirken. Dies erfolgt unter Einbeziehung von ausgewiesenen Fachleuten, die dem Wiener Wirtschaftskreis mit ihren Expertisen teils einmalig, teils regelmäßig zur Verfügung stehen, in einem vielfältigen Themenspektrum. Einige Beispiele von vielen seien genannt:

Erstens das Thema Energie, das zusammen mit den Bemühungen um die Schonung der Umwelt, insbesondere der Atmosphäre, einen zentralen Stellenwert besitzt. Hier konnte der Wiener Wirtschaftskreis aufgrund von wertvollen Beiträgen der Professoren Gabriel Felbermayr vom WIFO, Markus Haider von der TU Wien, Georg Brasseur-Kehldorf von der Akademie der aWissenschaften und anderer in seinen Handlungsvorschlägen vor allem die Gewinnung und Nutzung des Energieträgers Wasserstoff und seiner Derivate wie Ammoniak oder Methanol hervorheben.

Zweitens die Stadt- und Regionalentwicklung, auch dieses wieder in enger Verbindung mit Umweltfragen, wenn man exemplarisch an die Idee umfassender vertikaler Begrünungen von Gebäudefassaden denkt. Eben in diesem Feld waren für den Wiener Wirtschaftskreis die praktischen Erfahrungen von der langjährigen Präsidentin der österreichischen Tourismusvereinigung und Tourismusexpertin Michaela Reitterer und die Expertise von Professorin Azra Korjenic maßgebend.

Drittens die Digitalisierung und die Auswirkungen der sogenannten Künstlichen Intelligenz, deren Durchflutung aller Lebensbereiche die Wirtschaft vor völlig neue Herausforderungen stellt. Ein wichtiges Anwendungsfeld sei hier genannt: In Verbindung mit dem demographisch einzigartigen Ungleichgewicht in der Alterspyramide schlägt der Wiener Wirtschaftskreis vor, die Pflege und die Gesundheitsvorsorge alter Menschen mit digitalen Assistenzsystemen auszurüsten. Unterstützt und befördert wurde dieser Vorschlag unter anderem von Professor Rainer Hasenauer von der WU Wien und Dr. Irmtraud Ehrenmüller vom Department Gesundheits-, Sozial- und Public Management der FH Oberösterreich.

Erweiterung der Expertenrunde

Dieses drittgenannte Beispiel führt zugleich auf ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld des Wiener Wirtschaftskreises: Aufgrund der Initiative von DI Walter Ruck und Dr. Alexander Biach, erweitert der Wiener Wirtschaftskreis seine Expertenrunde mit ausgewiesenen Fachleuten aus der Medizin und dem Gesundheitswesen, um auf die unser aller Wohlbefinden betreffenden Themen sein Augenmerk zu richten. Hierfür konnten für das ständige Expertenteam gewonnen werden: Professor Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, Professor Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, Professor Josef Smolle, Abgeordneter zum Nationalrat und ehemaliger Rektor der Medizinischen Universität Graz und Professor Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Institutes für Ernährungsmedizin.

Ganzheitliche Sicht auf medizinische und ökonomische Vorteile

Neben dem bereits genannten Themenfeld der Pflege erarbeitete der Wiener Wirtschaftskreis in Zusammenarbeit mit Fachleuten der jeweiligen Bereiche für Erkrankungen, die weite Teile der Bevölkerung betreffen, Analysen und Handlungsvorschläge. Dazu zählen Alzheimer als besonders stark um sich greifende Form der Altersdemenz, Adipositas mit Schwerpunkt auf die steigende Problematik der Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen, sowie der Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit. Neben dem individuellen Schicksalsschlag, an einer dieser Krankheiten leiden zu müssen, ist auch der volkswirtschaftliche Schaden zu bedenken, den Krankheiten wie die eben genannten verursachen. Daher sind nicht allein die Strategien und künftigen Chancen der Behandlungen, der Linderungen und, wenn möglich, der Heilungen in den Blick zu nehmen, es sind vornehmlich auch Konzepte zur Vermeidung oder Hintanhaltung dieser Krankheiten aufzuzeigen – nicht allein zum gesundheitlichen Vorteil des Einzelnen, sondern auch in Hinblick auf riesige Ersparnispotentiale in staatlichen Budgets.

Zehn Thesen zur Verbesserung des Gesundheitssystems

Einen ganz anderen Aspekt des Gesundheitsbereichs mit starken wirtschaftlichen Bezügen streicht Professor Josef Smolle heraus: Defizite des Gesundheitssystems in Österreich. Er erarbeitete dazu eine Sammlung von zehn Thesen, die außerordentlich treffsicher jene Punkte benennen, an denen Hebel anzusetzen wären, um Produktivitätsverluste im Spitalswesen zu vermeiden und für zufriedenstellende Arbeitsbedingungen der im Gesundheitswesen Tätigen zu sorgen. Es ist geplant, dass sowohl die von Professor Smolle in einem Vortrag des Wiener Wirtschaftskreises vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung des Spitalswesens als auch die Analysen des Wiener Wirtschaftskreises zu den oben genannten Erkrankungen und weiterer ihrer Art in einem Buch ihren Niederschlag finden. Ähnlich wie das Buch „Die Wahrnehmung von Corona“ dokumentierte, wie aus der Sicht des Wiener Wirtschaftskreises in Österreich die vom Coronavirus ausgelöste Krise wahrgenommen wurde.

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