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Vorteile des Impfens in der Apotheke

© Krisztian Juhasz

Vorteile des Impfens in der Apotheke

© Krisztian Juhasz

Pandemiebedingt ist das Thema „Impfen in der Apotheke“ in Österreich präsenter denn je. Die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer (ÖAK) Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr gab bei den 7. PRAEVENIRE Gesundheitstagen Einblick in die Ressourcen und Vorteile, die mit der Möglichkeit, in den Apotheken zu Impfen, verbunden wären.

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Lisa Türk, BA

Periskop-Redakteurin

Durchschnittlich 400.000 Kunden bzw. Patienten-/Kundenkontakte pro Tag zählen Österreichs Apotheken; während der Coronapandemie waren es phasenweise bis zu 700.000 Menschen,
die gesundheitlichen Rat und Beistand in der Apotheke aufsuchten. „Die Apotheken sind Teil
der kritischen Infrastruktur unseres Landes. Zahlreiche Studien bestätigen, dass sie für viele Menschen wohnortnahe und niederschwellig erreichbare Erstanlaufstellen im niedergelassenen Bereich darstellen“, erläuterte Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr zu Beginn ihrer Keynote bei den 7. PRAEVENIRE Gesundheitstagen im Stift Seitenstetten die Ressourcen, welche die Apotheken grundsätzlich im Gesundheitssystem bieten.
Neben der österreichweit flächendeckenden Sicherstellung der Gesundheitsversorgung der Wohnbevölkerung seien zudem permanente Offenhaltepflicht und vertrauensgebende Vermittlung von gesichertem Wissen in Gesundheitsfragen wesentliche Eckpfeiler und Tools einer funktionierenden Primärversorgung. „Gerade im ländlichen Bereich pflegen Apothekerinnen und Apotheker oftmals jahrzehntelange Vertrauensverhältnisse mit der Wohnbevölkerung. Zwei Drittel aller Menschen begeben sich – aus welchen Gründen auch immer – überhaupt nie in medizinische Versorgung. Hier haben wir in den Apotheken zumindest eine Chance, auch diese Menschen zu erreichen“, so Mursch-Edlmayr über Grundstruktur und zugleich Potenzial der Apotheken.

Impfen in der Apotheke – Aufwind durch die Pandemie

In den vergangenen beiden Jahren hat sich gezeigt, dass die Apotheken auch im Krisenmanagement bzw. in Ausnahmesituationen eine wesentliche Rolle einnehmen. Vor allem
das Impfen in der Apotheke als Erweiterung der Gesundheitsvorsorge hat im Zuge der
Pandemie neuen Input erfahren und geradezu katalytische Wirkung entfaltet. „Basierend auf
jahrelangen Erfahrungen, auf Kompetenz und Wissen haben wir seit Beginn der Pandemie
stets Lösungsorientiertheit, Situationselastizität und Hands-on-Mentalität bewiesen – von
der Desinfektionsmittelherstellung, dem gesteigerten Personalangebot bis hin zur Mithilfe bei
der Etablierung der COVID-19-Teststraßen.
Als die ersten COVID-19-Vakzine schließlich greifbar wurden, sollten möglichst viele Menschen möglichst rasch damit versorgt werden. Es war Teil unserer Verantwortung und Aufgabe, auch in diesem Bereich ein Angebot zu setzen“, blickte Mursch-Edlmayr zurück. Als unmittelbare Reaktion auf diese Gegebenheiten hat die Österreichische Apothekerkammer bisher rund 2.000 Apothekerinnen und Apotheker in Impffragen bzw. in der praktischen Verabreichung von Impfungen aus- und weitergebildet – nach „einem an internationalen Vorbildern orientierten Ausbildungskompendium, das auf ganzheitliche Weise sowohl Theorie als auch Praxis in Form von Unterlagen zur Impfeignung, -beratung, Injektionstechnik und Nachsorge umfasst“, so Mursch-Edlmayr und ergänzte: „Es geht nicht nur um die Verabreichung der Impfung. Vielmehr geht es um das Wissen in impfspezifischen Fragen; das ist nichts Neues für uns als Apothekerinnen und Apotheker. Denn fundierte Impfberatung ist seit vielen Jahren Teil unseres Alltags.“ Di Erlaubnis zur Verabreichung von Impfungen seitens Apotheke sei nun, ausgehend von den genannten Erfahrungen, ein logischer Schritt.

Internationale Referenzen bzw. Erfolge

Im Gegensatz zu Österreich ist das Impfen in den Apotheken in vielen Nachbarländern bzw. im internationalen Ausland bereits seit vielen Jahren gelebte Praxis – mit Erfolg. So wird in Irland bereits seit zehn Jahren in den Apotheken geimpft – mit dem Ergebnis, dass die Impfraten um 60 Prozent gestiegen sind. 

Das Impfen in den Apotheken zu ermöglichen, ist gerade nach den vergangenen beiden Krisenjahren ein logischer Schritt.

Auch in Dänemark konnten die Impfraten innerhalb nur eines Jahres um 25 Prozent erhöht werden. In Frankreich wird seit 2019 auch in den Apotheken geimpft; in den ersten elf Wochen dieses Impfprojekts haben das Angebot mehr als 2,3 Millionen Menschen genutzt. In Portugal wird jede zweite Influenza-Impfung in den Apotheken verabreicht; im amerikanischen Raum werden in Apotheken bereits seit vielen Jahren etwa gleich viele Impfungen wie in Arzt-Ordinationen verabreicht. „Am internationalen Vergleich wird deutlich, dass sich durch die Möglichkeit, in den Apotheken zu impfen, die Durchimpfungsraten verbessern – und zwar nicht nur in den Apotheken, sondern auch in den Ordinationen“, schlussfolgerte Mursch-Edlmayr.

Notwendigkeit einer One-Voice-Strategie

Tendenzen in Richtung sinkender Durchimpfungsraten seien in Österreich generell nicht nur im Kontext von COVID-19 sondern auch bei anderen Erkrankungen wie etwa Influenza oder FSME zu beobachten. „Um diesen ungünstigen Entwicklungen entgegenzuwirken, gilt es, an einem Strang zu ziehen und zu kooperieren – im Sinne einer One-Voice-Strategie. Es liegt mir fern, mich in ein Match zu begeben, vielmehr liegt mir eine sachliche Grundlagendiskussionen zum Wohle der Menschen sehr am Herzen“, betonte die ÖAK-Präsidentin. Und um den Menschen zu ermöglichen, von sich aus fundierte Gesundheitsentscheidungen zu treffen, sei eine solide
Vertrauensbasis unabdinglich. Auf Grundlage eines jahrelangen Miteinanders mit den Menschen leisten Österreichs Apotheken einen wichtigen Beitrag in der extramuralen Care Arbeit. Zusätzlich versorgen Apothekerinnen und Apotheker die Bevölkerung tagtäglich mit gesichertem Wissen. Dies wiederum stärkt Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung der Menschen. „Gerade in Zeiten wie diesen ist es ganz wesentlich, das Impfen so einfach wie möglich zu gestalten“, resümierte Mursch-Edlmayr. Die Entscheidung pro Impfen in der Apotheke sei letztlich politischer Natur. „Seitens Apothekerschaft leisten wir unseren Beitrag, indem wir entsprechende Grundlagen, Fachunterlagen und Manpower zur Verfügung stellen – für den Fall, dass diese zugunsten von Wohl und Gesundheit der Menschen benötigt werden“, so die ÖAK-Präsidentin abschließend.

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