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Vom Nischenanbieter zum etablierten, innovativen Pharmaunternehmen

Dennis Engelke
© ARMAN RASTEGAR

Vom Nischenanbieter zum etablierten, innovativen Pharmaunternehmen

Dennis Engelke
© ARMAN RASTEGAR

Das auf die Bereiche Neurologie und Onkologie spezialisierte Biotechunternehmen Jazz Pharmaceuticals ist seit dem Vorjahr mit eigenen Niederlassungen in Österreich und der Schweiz vertreten. Im Gespräch mit PERISKOP zeigt dessen Geschäftsführer Dennis Engelke auf, welche Bedeutung die beiden Alpenrepubliken im Konzerngefüge haben und gibt einen Einblick in die zukünftige Entwicklung des Unternehmens.

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Rainald Edel, MBA

Periskop-Redakteur

Jazz Pharmaceuticals ist ein global agierendes biopharmazeutisches Unternehmen mit Hauptsitz in Dublin, das durch Innovationen das Leben von Patientinnen und Patienten und deren Familien verbessern möchte.

PERISKOP: Jazz Pharmaceuticals hat es sich zur Aufgabe gemacht, biopharmazeutische Entdeckungen in neuartige Arzneimittel umzuwandeln und dadurch Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen neue Behandlungsoptionen zu geben. In welchen Bereichen ist das Unternehmen genau tätig?

ENGELKE: Wir arbeiten an der Entwicklung und Bereitstellung von Therapien für Patientinnen und Patienten, die an schweren, degenerativen neurologischen Erkrankungen leiden. Wir sind global führend in der Schlafmedizin, und wir haben weitere therapeutische Bereiche in der Neurologie mit hohem ungedeckten Bedarf erschlossen, einschließlich der Behandlung seltener, schwerer Epilepsien mit Beginn im Kindesalter.

Zusätzlich suchen wir nach neuen Perspektiven für Patientinnen und Patienten in der Hämatologie und Onkologie, um dem ungedeckten Bedarf an therapeutischen Optionen zu begegnen. Während wir unsere onkologische Forschungs- und Entwicklungsarbeit vorantreiben, konzentrieren wir uns derzeit auf Akute Leukämien und eine lebensbedrohliche hämatologische Komplikation (Lebervenenverschlusskrankheit), die nach einer Knochenmarktransplantation auftreten kann. Das Motivierende für uns ist, dass alle unsere Arzneimittel das Potenzial haben, Leben zu retten oder Patientinnen und Patienten auf längere Sicht mehr Lebensqualität zu schenken.

Wie schon der Firmenname andeutet, hat auch das Unternehmen einen besonderen Zugang, um auf verschiedenen Ebenen exzellente Ergebnisse zu erzielen. Was steckt hier dahinter?

Der Firmenname von Jazz steht für Expertise, Haltung und Anspruch, weil Improvisation Freiraum für neues Denken schafft: Wie die Musikrichtung Jazz, die als Inspiration für unseren Namen diente, setzen wir auf eine Kombination aus strukturierter Improvisation, enger Zusammenarbeit und persönlichem Engagement, um unsere Leidenschaft in ein exzellentes Ergebnis für Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umzuwandeln.

Eine Besonderheit, die uns auch von anderen Unternehmen unterscheidet, ist, dass es bei uns keine festen Bürozeiten gibt. Natürlich müssen wir bezüglich Meetings auf unsere Kunden Rücksicht nehmen, aber zumindest örtlich gibt es bei uns keine Vorgaben, von wo gearbeitet wird. Das beflügelt insbesondere pharmaaffine Kräfte und wir bekommen diesbezüglich auch sehr gutes Mitarbeiterfeedback. Wobei diese Pharmatalente nicht in der jungen Generation zu finden sind, sondern generell Personen umfasst, die sich auf die neuen Gegebenheiten am Pharmamarkt einlassen möchten. Das Pharmaumfeld ändert sich gerade sehr stark, sodass sich die Branche auch anders gegenüber ihren Kunden positionieren muss. Viel stärker als bisher stehen der Kundenbedarf und digitale Medien im Mittelpunkt. Als Leadership Team sind wir aber auch gefordert, dass wir genügend Zeit organisieren, damit sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch untereinander kennenlernen und austauschen können.

Wofür steht Jazz Pharmaceuticals?

Jazz Pharmaceuticals ist ein wachsendes globales innovatives Biotech Unternehmen, das eine werteorientierte Unternehmenskultur der Innovationförderung etabliert hat, um unser Ziel, neue Therapieoptionen mit hohem Zusatznutzen, für Menschen mit schweren Erkrankungen schnellstmöglich bereitstellen zu können. Zusätzlich möchte Jazz Pharmaceuticals allen externen Stakeholder im Gesundheitswesen, die diese Patientinnen und Patienten auf ihrem Behandlungsweg begleiten und unterstützen, ein zuverlässiger Partner sein. Eine weitere wichtige Komponente des Unternehmens ist, Pharmatalenten in Österreich und der Schweiz bestmögliche Karriereerfahrungen zu ermöglichen.

Welche Bedeutung hat der Standort Österreich im Konzerngefüge von Jazz Pharmaceuticals? Sie sind seit 2015 in verschiedenen Positionen im Unternehmen tätig und seit 2021 als General Manager für die Märkte in Österreich und der Schweiz zuständig. Welche Chancen und Herausforderungen stellen sich in diesen beiden Ländern?

Jazz Pharmaceuticals hat in die Standorte Österreich und Schweiz bewusst investiert, weil wir das Innovationspotential und die hohen Standards der Gesundheitssysteme und Versorgung erkannt haben und mit neugegründeten Niederlassungen und talentierten Jazz Pharmaceuticals Länderteams den komplexen Marktbedürfnissen in beiden Ländern nachhaltig gerecht werden möchten.

In beiden Märkten, Österreich und der Schweiz, für die ich als Geschäftsführer bei Jazz Pharmaceuticals verantwortlich bin, sehen wir ein hohes Wachstumspotential für unsere innovativen Therapieoptionen, die Patientinnen und Patienten mit seltenen und schwerwiegenden neurologischen und onkologischen Erkrankungen einen erheblichen Zusatznutzen bieten. Unsere aktuellen Wachstumszahlen in beiden Ländern bestätigen diese Einschätzung. Ein sich wandelndes Makroumfeld, beschleunigt durch den demografischen Wandel, die labile weltpolitische Lage, die schwächelnde Wirtschaft und Inflation, erzeugt Kostendruck und Engpässe im Gesundheitswesen, was ich als stärkste Zukunftsherausforderung für den breiten Patientenzugang zu unseren innovativen Therapieoptionen sehe. Deshalb wird es wichtig für uns sein, dass wir eng und kreativ mit den Kostenträgern, Ärztinnen und Ärzten und Patientenorganisationen in Österreich und der Schweiz zusammenarbeiten, um mit innovativen Maßnahmen und Preismodellen den Patientenzugang zu unseren Therapien nachhaltig zu gewährleisten.

Große Pharmaunternehmen investieren auch in den Bereich der Social Responsibility. Kann hier ein eher kleineres Unternehmen mithalten?

Global hat in diesem Bereich auch Jazz Pharma sehr viel aufgebaut, insbesondere was Social Communitys betrifft und die Integration von diversen Gruppen. Wir haben auch Nachhaltigkeitsprojekte eingeleitet, die den Klimawandel berücksichtigen. In Kooperation mit Stiftungen und Non-Profit-Organisationen versuchen wir unsere Arzneimittel auch für jenen Länder verfügbar zu machen, die die normalen Kosten nicht tragen könnten. Die Standorte in Österreich und der Schweiz sind neu, was bedeutet, dass wir dabei sind, Projekte dieser Art aufzubauen. Dazu können wir viel von den globalen Strukturen übernehmen. Uns ist es jedoch wichtig, dass wir ebenso gute lokale Projekte auf die Beine stellen.

Sie sind für die Märkte in Österreich und der Schweiz verantwortlich. Wie prägen Sie die Standorte, woran erkennt man Ihre Handschrift?

Ich komme aus einer Ärztefamilie und hatte dadurch auch immer eine große Verbindung zum Gesundheitsbereich und zu den Anliegen und Sorgen der Patientinnen und Patienten. Auch wenn ich mich persönlich dann für eine betriebswirtschaftliche Ausbildung entschieden habe und durch meine verschiedenen Studienorte internationale Eindrücke sammeln konnte. Schlussendlich bin ich über die Pharmabranche doch wieder sehr nahe an den Bereich der Medizin herangekommen. Zudem habe ich fast 15 Jahre Ruderleistungssport betrieben. Aus dieser Zeit profitiere ich immer noch von entscheidenden Erfolgskomponenten wie Durchhaltevermögen, Zielstrebigkeit und Teamfähigkeit. Auch die Tatsache, dass ich zweifacher Vater bin, hat meine Lebensperspektiven stark erweitert und geprägt.

Der Bereich Neurologie ist einer der beiden Schwerpunkte im Portfolio von Jazz Pharmaceuticals. Welche Indikationen stehen hier im Zentrum? Welche Ziele haben Sie sich gesteckt, die sie gerne in Österreich umsetzen möchten?

Im Bereich Neurologie haben wir uns neben unserem auf dem Markt befindlichen Arzneimittel für komplexe und seltene refraktäre Epilepsieformen auf die Entwicklung von Arzneimitteln für die Epilepsie mit myoklonisch-atonischen Anfällen (EMAS), essenziellem Tremor, PTBS (posttraumatische Belastungsstörung), Autismus-Spektrum-Störung (ASS) und Narkolepsie spezialisiert.

Das zweite große Standbein ist der Bereich Onkologie. Welche Krankheitsbilder stehen hier bis jetzt besonders im Fokus? In Österreich erkrankt jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Jährlich werden ungefähr 5.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. In diesem Bereich kündigt sich in der Pipeline von Jazz Pharmaceuticals eine innovative Therapie an. Womit kann gerechnet werden?

Im Bereich Onkologie fokussieren wir uns derzeit auf unsere vermarkteten Arzneimittel für Hochrisiko-Formen der akuten myeloische Leukämie und für die schwerwiegende Lebervenenverschlusskrankheit nach Knochenmarktransplantation. Weiterhin befindet sich ein Arzneimittel für die akute lymphatische Leukämie in Zulassungsprozessen mit der EMA und Swissmedic.

Ende 2022 hat Jazz die Rechte in den USA, Europa und Japan für einen auf HER2-abzielenden bispezifischen Antikörper erworben. Derzeit laufen gerade weltweit 12 klinische Studien für Magen-, Gallenwegs-, Brust- und Eierstockkrebs und es zeigen sich vielversprechende Ergebnisse aus den klinischen Phase-1- und Phase-2-Studien als gezielte Behandlungsoption für Patientinnen und Patienten mit soliden Tumoren, die HER2 exprimieren.

Was können Sie jetzt schon verraten? Zusammengefasst, wofür steht Jazz Pharmaceuticals heute und wo sehen Sie das Unternehmen in der Zukunft?

Jazz Pharmaceuticals steht heute wie in der Zukunft für nachhaltige Investitionen in biopharmazeutische Entwicklungen, um Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen neue Behandlungsoptionen zu geben. Unsere Zukunftsvision für Österreich und Schweiz ist es, Jazz Pharmaceuticals von einem Nischenanbieter in ein etabliertes innovatives Pharmaunternehmen zu entwickeln, welches für alle Stakeholder im österreichischen Gesundheitswesen nachhaltig ein zuverlässiger Partner ist, der Mehrwert und therapeutischen Zusatznutzen schafft, um unsere Arzneimittel Patientinnen und Patienten zugänglich zu machen, die oft wenige bis gar keine Therapieoptionen haben. Zusätzlich ist es uns bei Jazz Pharmaceuticals sehr wichtig hohe Mitarbeiterzufriedenheit zu bewirken, damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine bestmögliche Karriereentwicklung erfahren können.

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