Anfang April verstarb nach langer Krankheit der vielfach ausgezeichneten Arzt Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Peter Ferenci. Mit seiner Forschung ebnete Ferenci den Weg der Hepatologie nachhaltig
Mag. Sophie Brunnhuber, BA
Periskop-Redakteurin
Über viele Jahrzehnte war Peter Ferenci als Professor an der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universität Wien bzw. MedUni Wien tätig. Neben seiner wissenschaftlichen Karriere war er Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH), der ASNEMGE (Vorläufer der UEGF) und der Europäischen Gastroenterologie Federation (UEGF).
Vorreiter in der Hepatologie
Peter Ferenci wurde 1948 in Budapest geboren und promovierte 1972 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1981 führte ein Max-Kade-Stipendium Ferenci an das National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK) am National Institutes of Health (NIH) in Bethesda, USA. Diesen Forschungsaufenthalt nutzte er zur Entwicklung der GABA-Hypothese der hepatischen Encephalopathie, die annimmt, dass beim Leberversagen das inhibitorische GABA-erge Neurotransmittersystem aktiviert ist. Ziel seiner Therapie ist es, die inhibitorische Aktivität zu beeinflussen. Im Anschluss gründete Ferenci eine Arbeitsgruppe für experimentelle Hepatologie und wurde 1990 außerordentlicher Universitätsprofessor. Sämtliche Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Karriere brachten ihm auf dem internationalen Parkett Weltruhm ein. Nach seiner Pensionierung arbeitete und forschte Peter Ferenci unermüdlich weiter und konnte kürzlich sein 50-jähriges Dienstjubiläum an MedUni Wien begehen. Eine seiner bedeutendsten Leistungen ist die Erstellung der Guidelines zur Diagnose und Therapie der hepatischen Enzephalopathie mit internationalen Fachleuten im Jahr 2002.
Einfluss auf Hepatitis-C-Therapie
Bereits vor der Identifizierung des Hepatitis-C-Virus führte Ferenci als Leiter der Arbeitsgruppe für chronische Virushepatitis an der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie als Erster in Europa Studien zur Interferontherapie durch und beeinflusste damit die gesamte Entwicklung der Hepatitis-C-Therapie.
Forschung zu Morbus Wilson
Ferencis Forschung veränderte auch das Verständnis von Morbus Wilson. Im Auftrag der European Association for the Study of the Liver (EASL) erstellte Ferenci die klinischen Guidelines zur Diagnose und Therapie von Morbus Wilson, wodurch Wien heute als eines der führenden Zentren für Morbus Wilson gilt. Sein eigens entwickelter Diagnosescore („Leipzig-Score“) ist internationaler Standard.
Für sein Werk erhielt er zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, wie beispielsweise das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse im Jahr 2019. Peter Ferenci wurde mit dem Recognition Award der European Association for the Study of the Liver (2008) und dem Masters Award der World Gastroenterology Association (2019) ausgezeichnet. Er war Fellow der American Association of the Study of the Liver (AASLD) und Fellow der American Gastroenterology Association (AGA).
Der Peri Group wird Ferenci wegen seiner wissenschaftlichen Begeisterung und seiner unermüdlichen Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen in geschätzter Erinnerung bleiben. Sein Einsatz für die Behandlung und Heilung von Hepatitis C führte ihn zu diversen Events und Diskussionsrunden der Peri Group. Sein fachliches Know-how und sein unermüdlicher Einsatz für Betroffene machten ihn zu einem geschätzten Diskussionspartner und liebgewonnenen Freund.
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