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MedUni Wien: Präzisionsmedizin-Zentrum für Erkrankungen des Gehirns

© MEDUNI WIEN / FEELIMAGE

MedUni Wien: Präzisionsmedizin-Zentrum für Erkrankungen des Gehirns

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Das Konzept der Präzisionsmedizin gewinnt in allen Bereichen der Medizin zunehmend an Bedeutung. Aus Mitteln der European Resilience and Recovery Facility und Spenden entsteht am MedUni Campus AKH in Wien ein Zentrum für Präzisionsmedizin. Benannt wird dieses nach dem aus Wien stammenden Nobelpreisträger Eric Kandel. Um die Finanzierung weiter abzusichern, lud die MedUni Wien im November zu einem Fundraising-Dinner zugunsten der Präzisionsmedizin bei Erkrankungen des Gehirns ein.

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Rainald Edel, MBA

Periskop-Redakteur

Die Präzisionsmedizin als eine Form der personalisierten Medizin ermöglicht es, Behandlungen bestmöglich auf Wirksamkeit und Verträglichkeit für einzelne Patientinnen, Patienten individuell anzupassen. Voraussetzung dafür ist höchstentwickelte Forschung, die es erlaubt, die biologischen Grundlagen der beobachtbaren, klinischen Merkmale auf allen Ebenen bis hin zu den zellulären und molekularen Mechanismen, zu verstehen. Dazu braucht es Forschung auf höchstem Niveau sowie hoch qualifizierte Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die in exzellenten infrastrukturellen Gegebenheiten Spitzenleistungen erreichen und das Forschungsfeld vorantreiben. Die Forscherinnen und Forscher an der MedUni Wien erbringen diese Spitzenleistungen im Bereich der Neurowissenschaften – jener Wissenschaft, die unser Wissen um die enorm komplexen Funktionsweisen des Gehirns und dessen Veränderungen bei neurologischen und psychischen Krankheiten, wie Epilepsie oder Depression, erweitert.

Wertvolle Unterstützung

„Das Gehirn hat ungefähr 300 Mrd. verschiedene Zellen, deren Zusammenspiel dafür verantwortlich ist, zu denken und den Alltag zu bewältigen. Daher ist es auch anfällig für bestimmte Erkrankungen“, erklärte Univ.-Prof Dr. Josef Penninger, Professor für Personalisierte Medizin in seiner Keynote zum Fundraising-Dinner. Durch das Älterwerden der Gesellschaft steige auch die Zahl der Alzheimer- und Demenzerkrankten. Daher sei Forschung auf höchstem Niveau in diesem Bereich immens wichtig.

“Die Medizinische Universität Wien und das AKH Wien leben bereits in zahlreichen Fachbereichen täglich die Idee der personalisierten Medizin, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten ist”, betonte Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien in seiner Ansprache. “Durch das Eric Kandel Institut – Zentrum für Präzisionsmedizin auf dem MedUni Campus AKH schaffen wir nun die räumlichen Voraussetzungen, um Wien als globalen Vorreiter in der Präzisionsmedizin noch stärker zu etablieren. Dieser neue Standort wird sich besonders auf Technologien konzentrieren, die für die Planung, Umsetzung und Realisierung von Projekten zur Präzisionsmedizin entscheidend sind. Damit leisten wir einen Beitrag zur Innovationskraft Wiens und zur Sicherstellung einer erstklassigen Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung”, so Müller. Beim diesjährigen Fundraising-Dinner konnten rund 125.000 Euro für die präzisionsmedizinische Forschung bei Erkrankungen des Gehirns gesammelt werden.

Die Medizinische Universität Wien und das AKH Wien leben bereits in zahlreichen Fachbereichen täglich die Idee der personalisierten Medizin, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten ist.

Zentrum für Präzisionsmedizin

Grundlage der Präzisionsmedizin sind moderne Diagnostik-Methoden wie die Genom-Sequenzierung oder die molekulare Bildgebung. Damit soll es in Zukunft noch besser möglich sein, Patientinnen und Patienten zielgerichtet und individuell zu behandeln und die Ursache der Erkrankung auf molekularer Ebene zu identifizieren. Auch kann das individuelle Krankheitsrisiko mit Hilfe der Präzisionsmedizin besser als bisher bestimmt werden. Das steigert die individuellen Heilungschancen enorm und könnte Menschen die Angst vor Krankheiten oder Behandlungen nehmen.

Die am MedUni Campus AKH in Wien gerade in Bau befindliche neue Forschungsinfrastruktur schafft auf mehr als 6.000 m2 moderne Rahmenbedingungen für digitale und personalisierte Medizin – den beiden wichtigsten Trends der medizinischen Wissenschaft des 21. Jahrhunderts. Mit Hilfe der modernen Infrastruktur sollen ab Ende 2026 rund 200 Forscherinnen und Forscher die Entwicklung von Präventions-, Diagnose- und Therapiemethoden vorantreiben und Diagnosen, Therapien und Präventionsmaßnahmen entwickeln, die an individuelle Faktoren angepasst sind. Als Namensgeber für das neue Forschungszentrum fungiert der aus Wien stammende Nobelpreisträger Eric Kandel. Das Eric Kandel Institut – Zentrum für Präzisionsmedizin soll eines der führenden Zentren für Forschung und Entwicklung von Therapien auf dem Gebiet der maßgeschneiderten Medizin werden. Das neue Gebäude entsteht im Rahmen eines der größten Investitionsprojekte am MedUni Campus AKH als eines von drei Zentren, in denen die Medizin des 21. Jahrhunderts gestaltet wird: das Zentrum für Translationale Medizin und Therapien, das Zentrum für Technologietransfer und das Eric Kandel Institut – Zentrum für Präzisionsmedizin. Der Fokus des neuen Eric Kandel Instituts liegt insbesondere auf biomedizinischer Forschung, klinischen Studien, Genom-Technologie, Bioinformatik und IT. Die unmittelbare Nähe zum AKH Wien bringt einen wesentlichen Vorteil für Patientinnen, Patienten: Klinisch tätige Ärztinnen, Ärzte sowie Grundlagenforscherinnen und Grundlagenforscher erarbeiten in enger Kooperation und räumlicher Nähe neueste Erkenntnisse, wodurch Patientinnen und Patienten am aktuellsten Stand der Medizin behandelt werden können.

Nobelpreisträger als Namensgeber

Eric Kandel wurde 1929 in Wien geboren und musste als Kind – im Jahr 1939 nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland – mit seiner Familie in die USA emigrieren. Er revolutionierte mit seinen Studien das Verständnis für die Bildung von Kurz- und Langzeitgedächtnis. Die Erkenntnisse aus Eric Kandels Arbeit brachten tiefe Einblicke in Leistungen des menschlichen Gedächtnisses und ein molekulares Verständnis psychischer Vorgänge und psychiatrischer Erkrankungen. Im Jahr 2000 erhielt er den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für die Entdeckung von chemischen und strukturellen Veränderungen im Gehirn aller lernenden Organismen, von Schnecken bis zum Menschen. Kandell erhielt 1945 die amerikanische Staatsbürgerschaft und lebt in New York. 2009 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. 2012 erhielt er das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für die Verdienste um die Republik Österreich.

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