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Gutes bewahren und dennoch ökonomischer werden

Dr. Roland P. Frank | © Peter Provaznikc

Gutes bewahren und dennoch ökonomischer werden

Dr. Roland P. Frank | © Peter Provaznikc

Im Vorfeld des Umbaus des österreichischen Sozialversicherungssystems stand die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) immer wieder in der Kritik und war von der Auflösung bedroht. Bei den PRAEVENIRE Gesundheitstagen im Stift Seitenstetten erläuterte der ärztliche Direktor der AUVA Dr. Roland P. Frank die Bedeutung dieses Sozialversicherungsträgers im heimischen Gesundheitssystem.

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Rainald Edel, MBA

Periskop-Redakteur

Mit rund fünf Mio. Versicherten ist die AUVA ein bedeutender Player im österreichischen Gesundheitssystem. Dennoch wurde ihre Existenzberechtigung im Rahmen der Pläne für ein neues österreichisches Sozialversicherungssystem kritisch hinterfragt. Durch ihren Auftrag als gesetzlicher Unfallversicherungsträger bietet sie vier Leistungen aus einer Hand: von der Prävention über die Unfallheilbehandlung und die Rehabilitation bis zur finanziellen Entschädigung der Unfallopfer. „Mit sieben Unfallbehandlungseinrichtungen und vier Rehabilitationseinrichtungen versorgt die AUVA jährlich rund 370.000 Patientinnen und Patienten. Davon sind 340.000 ambulante und 30.000 stationäre Fälle“, erklärte Dr. Roland P. Frank, Ärztlicher Direktor der AUVA, im Rahmen seines Vortrags über Trauma-Netzwerke bei den PRAEVENIRE Gesundheitstagen im Stift Seitenstetten. Allein in Wien werden an den beiden Standorten Lorenz Böhler und Meidling etwa 150.000 Patientinnen und Patienten ambulant versorgt. „Wenn man an die Diskussion zurückdenkt, in der die Frage aufgeworfen wurde, ob wir Unfallkrankenhäuser in dieser Form überhaupt brauchen, stellte sich recht bald die Frage, wo man diese hohe Anzahl an Patientinnen und Patienten überhaupt versorgen soll“, sagte Frank. Durch die vier Säulen sieht Frank die AUVA gut strukturiert. Aus seiner Sicht habe es sich bewährt, dass alle Leistungen aus einer Hand kommen, denn die AUVA versuche bereits in der Prävention den Unfall zu vermeiden und im Rahmen der Heil­behandlung das Bestmögliche, um die Patientinnen und Patienten rasch in die Rehabilitation weiterzuführen sowie die Berentung in einer guten und exakten Weise durchzuführen.

Die Vision einer Vernetzung

„Jede und jeder Schwerverletzte soll an jedem Ort die gleichen Überlebenschancen haben“, schilderte Frank. Hinter dieser Überlegung steht der Grundsatz in der Trauma-Behandlung, dass eine verunfallte Person rasch zu einem Rettungsdienst kommt und eine gute Zielklinik mit einer entsprechenden Ausstattung angefahren wird. „All das ist wichtig für das Überleben“, so Frank. Bei Schockraumpatientinnen und
-patienten ist die Sterblichkeit in der ersten Stunde nach dem Unfall mit rund 60 Prozent am höchsten. „Das heißt, wenn die Versorgungskette nicht gut ist, wird sich dieser Faktor erhöhen. Durch unsere über Österreich verteilten sieben Unfallzentren sind wir gut aufgestellt für die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Polytraumen“, versicherte Frank.

Damit dieser Versorgungsanspruch auch in Zukunft gewährleistet ist und gleichzeitig die ökonomischen Aspekte sowie die steigenden medizinischen Anforderungen berücksichtigt werden können, sieht er die Bildung von Traumanetzwerken (TNW) als unabdingbares Gebot der Stunde. Vorbild für die Bildung solcher Verbünde sei Deutschland, wo dies bereits seit einigen Jahren gelebte Praxis ist. Mit dem Ergebnis, dass die Versorgungsqualität insbesondere von Schwerstverletzten deutlich verbessert werden konnte. Die teilnehmenden Krankenanstalten in einem Netzwerk übernehmen entsprechend ihrer Ausstattung unterschiedliche Aufgaben und sind als überregionaler, regionaler und lokaler Versorger eingeteilt. „Damit muss nicht jedes Kleinspital alle Leistungen anbieten. Stattdessen wird die Behandlung in spezialisierten Zentren durchgeführt, die auch die entsprechenden Fallzahlen haben“, erklärte Frank. Ziel ist eine Verminderung der Akutbetten und eine Erhöhung der Remobilisierung. Wenn die Akutversorgung abgeschlossen ist, werden die Patientinnen und Patienten zur Nachversorgung in eine regionale Einrichtung des Netzwerkes überstellt. „Damit kann die Zahl der Betten reduziert und gleichzeitig die Qualität der Versorgung gesteigert werden. Und die Patientinnen und Patienten sind glücklich, weil die Nachbehandlung regional in einer ihnen vertrauteren Umgebung stattfinden kann.

Best Practice Salzburg

Die Zusammenstellung eines Traumanetzwerkes muss sich ausschließlich an fachlichen Kompetenzen orientieren und ist unabhängig von politischen Grenzen. Wie ein Traumanetzwerk aufgebaut sein kann, zeigte Frank am Beispiel des Netzwerkes in Salzburg. Mit zwei überregionalen, zwei regionalen und vier lokalen Trauma­zentren ist das Netzwerk sehr gut aufgestellt und sichert eine flächendeckende Versorgung im gesamten Bundesland Salzburg, sowie in Teilen der angrenzenden Länder Oberösterreich, Steiermark und Süd-Ostbayern. Nach der Auditierung aller teilnehmenden Kliniken wurde nun das TNW Salzburg zertifiziert. Die hohe Dichte an Rettungsmitteln, vor allem im Hubschrauber­bereich, und der hohe Ausbildungsstandard der Notärztinnen und -ärzte garantiert einen raschen und effizienten Primärtransport zum jeweiligen Zielkrankenhaus. Die Disposition der Rettungsmittel im Land Salzburg erfolgt durch eine Rettungsleitstelle des Roten Kreuzes. Neben Salzburg sollen noch vier weitere Traumanetzwerke das Bundesgebiet abdecken.

BioBox

Dr. Roland P. Frank schloss sein Medizinstudium in Wien ab und absolvierte anschließend seine Fachausbildung zum Unfallchirurgen. Zudem hat er Ausbildungen in den Bereichen Arbeitsmedizin, Sporttraumatologie und Krankenhaushygiene. Neben der medizinischen Ausbildung besuchte Frank Universitätslehrgänge an der Donauuniversität Krems zu den Themen Krankenhausleitung, Qualitäts- und Krankenhausmanagement sowie Management in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Seit Juli 2018 ist er Ärztlicher Direktor
der AUVA.

Stimmen aus der Podiumsdiskussion

„Die Sozialversicherung in Österreich ist gut aufgestellt und braucht den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. So haben wir beispielsweise nur 2,74 Prozent Verwaltungs­kos­ten. Dennoch gilt es aber in Zukunft die Prävention und die Eigenverantwortung der Menschen zu stärken.“ Mag. Martin Schaffenrath, MBA, MBA, MPA | Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK)

„Wenn man über die Landesgrenzen hinausschaut, gibt es für die bestehenden Problemstellungen in der Digitalisierung durchaus schon Lösungen. Statt weiter zu diskutieren, wäre es gut, diese in Pilotprojekten auszuprobieren und Erfahrungswerte zu sammeln.“ Janis Jung, MSC | mooci GmbH


PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030

Block 6 | Systemstruktur & Patienten­orientierung

Programm im Rahmen der PRAEVENIRE Gesundheitstage 2019

Keynotes

Anforderungen an ein Gesundheitssystem
Dr. Thomas Czypionka | Leiter des Bereichs Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik am IHS

Stärken und Schwächen des österreichischen Gesundheitssystems
Dr. Alexander Biach | Vorsitzender des Verbandsvorstandes im Hauptverband

Traumanetzwerk Traumaversorgung in Österreich
Dr. Roland P. Frank | Ärztlicher Direktor der AUVA

Patientenorientierung
Dr. Gerald Bachinger | Sprecher der Patientenanwälte Österreichs

Digitale Informationssuche zu Krankheiten und Ärzten
Janis Jung, MSc | CEO, mooci GmbH

Podiumsdiskussion

● Dr. Wolfgang Andiel | Präsident des Österreichischen Generikaverbandes
● Dr. Gerald Bachinger | Sprecher der Patientenanwälte Österreichs
● Dr. Alexander Biach | Vorsitzender des Verbandsvorstandes im Hauptverband
● Dr. Thomas Czypionka | Head of IHS Health Economics and Health Policy
● Dr. Roland P. Frank | Ärztlicher Direktor der AUVA
● Mag. Alexander Herzog | Generalsekretär der PHARMIG
● Hofrat Dr. Thomas Holzgruber | Kammeramtsdirektor der Ärztekammer für Wien
● Janis Jung, MSc | mooci GmbH
● Mag. Karl Lehner, MBA | Sprecher des Vorstands OÖ Gesundheits- und Spitals-AG (gespag)
● Mag. Martin Schaffenrath, MBA, MBA, MPA | Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK)

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