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Weniger ist mehr – Spitzenmedizin braucht Spezialisierung

Die Häufung von RSV-Infektionen ist weltweit intensiv.
© Peter PROVAZNIK

Weniger ist mehr – Spitzenmedizin braucht Spezialisierung

Die Häufung von RSV-Infektionen ist weltweit intensiv.
© Peter PROVAZNIK

Gesunde Zukunft | Folge 8

Der hohe Reformbedarf unserer Krankenhausstrukturen spitzt sich zu – nicht erst seit der Pandemie, die uns aufs Neue vor Augen geführt hat: Spezialisierungsprozesse der Krankenhauslandschaft machen nicht nur Sinn, sondern sind unverzichtbar geworden.

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Dr. Juliane Bogner-Strauß

Landesrätin für Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege

Der ambulante Bereich stellt dabei einen unentbehrlichen Stein in der Brandung dar. Er versucht mit aller Kraft den Spitälern den Rücken freizuhalten, um sicheren Raum für die Behandlung schwersterkrankter Menschen zu schaffen. Das gelingt uns gut. Dennoch sind neue Lösungsmodelle im ambulanten und stationären Bereich gefragt. Eine intelligente Vernetzung von Hausärztinnen und Hausärzten, niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten, Pflegeeinrichtungen, mobilen Diensten, telemedizinischen Angeboten, Primärversorgungszentren und letztendlich von spezialisierten Spitälern wird zukünftig stark an Bedeutung gewinnen.

Für eine krisenunabhängige Versorgung brauchen wir barrierefreie und patientenorientierte Zugänge zu den besten Behandlungen und Therapien – und das für alle. Was zählt, ist ein geschickt durchkomponiertes orchestrales Zusammenspiel: Jeder einzelne Bereich braucht klar definierte Aufgaben – wie Instrumente in einem Orchester. Für Patientinnen und Patienten ist es dabei nicht immer einfach, im Dschungel der Gesundheitslandschaft Orientierung zu finden. Umso dringlicher müssen wir sie an der Hand nehmen und sie effektiver durch das Gesundheitssystem leiten – stets entlang des „Best Point of Service“: Es geht um die bestmögliche Behandlung für jeden an der richtigen Stelle. Oder anders gesagt: Die passenden „Instrumente“ müssen an einem stimmigen Ort vorhanden sein und im richtigen Takt gespeilt werden.

Unser Hauptaugenmerk soll in Zukunft darauf gerichtet werden, die Versorgung auf dem Land sicherzustellen und gleichzeitig Spezialisierungsprozesse anzukurbeln – Spezialisierungen, die auch das Potenzial der Digitalisierung berücksichtigen, sodass wir international kompetitiv bleiben. Wenn es uns gelingen soll, unsere Regionen für Medizinerinnen und Mediziner chancenreich zu gestalten, ist es notwendig, Exzellenz zu fördern, um so für Spezialistinnen und Spezialisten attraktiver zu werden. Wenn man beispielsweise nur einmal die Woche einen Blinddarm operiert, wird das kein großer Anreiz sein. Wollen wir Österreich als Anziehungspunkt für Expertinnen und Experten positionieren, müssen wir zudem bestehende Potenziale aus unseren medizinischen Wissenschaften ausschöpfen: Österreich ist beispielsweise in der Forschung im Bereich der Neurowissenschaften, in der Brustkrebsforschung sowie in der Rheumatologie auf internationalem Parkett führend beteiligt. Das sind Ressourcen, die wir bis jetzt noch nicht ausreichend genutzt haben. Das Erfolgsrezept eines progressiven Gesundheitssystems ist einfach: Den Fokus auf regionale Versorgung richten und Spezialisierungen fördern – gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten als wegweisende Koordinatoren. Früher hieß die Lösung im Umfeld von Spitals-Standortfragen: Hauptsache mehr – und am besten überall.

Letztendlich lautet die gesunde und vielversprechende Strategie jedoch: Weniger ist mehr – dafür top-spezialisiert.

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