Nur wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag ist Franz Bittner Anfang November nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Er war zuletzt Patientenombudsmann der Ärztekammer für Wien. Bittner war zuvor Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), Vorsitzender der Gewerkschaft Druck, Journalismus, Papier und geschäftsführender Gesellschafter der PERI Human Relations. Die PERI Group verliert mit ihm einen geschätzten Diskussionspartner, der sich unermüdlich und vehement für die Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten eingesetzt hat.
Rainald Edel, MBA
Periskop-Redakteur
Franz Bittner wurde 1953 in Wien geboren und lernte den Beruf des Lithografen. 23 Jahre lang war er für den Kurier und die Mediaprint tätig. Im Jahr 1997 wurde er zum Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse bestellt – eine Funktion, die er bis 2009 innehatte. Ab 2002 wirkte er als Vorsitzender der Hauptversammlung im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und ab 2005 als Vorsitzender der Trägerkonferenz im Hauptverband. Auch in der Gewerkschaft Druck, Journalismus, Papier war Bittner aktiv – ab 1993 als Vorsitzender und ab 2006 als stellvertretender Vorsitzender. Bittner war als Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse und Vorsitzender der Gewerkschaft Druck, Journalismus, Papier ein Musterbeispiel der Sozialpartnerschaft – im doppelten Sinne: Als Gewerkschafter in der Sozialversicherung und als Kassenobmann mit den Vertragspartnern. Er galt als harter, aber fairer Verhandlungspartner mit Handschlagqualität. Bittner war zudem vier Jahre Mitglied des Verwaltungsrates im Arbeitsmarktservice (AMS), 18 Jahre Mitglied des Aufsichtsrates im Berufsförderungsinstitut (BFI) Wien und 18 Jahre lang Kammerrat in der Arbeiterkammer Wien und der Bundesarbeiterkammer.
Von 2009 bis 2012 wechselte Bittner in die Privatwirtschaft und war Geschäftsführer und Gesellschafter des Beratungsunternehmens PERI Human Relations, einem Unternehmen der PERI Group. Auch nach seinem Ausscheiden lieferte er als geschätzter Diskussionspartner wichtige Inputs zur Verbesserung des österreichischen Gesundheitswesens. Seit 2012 war er selbstständiger Berater im österreichischen Gesundheitswesen.
2013 wurde er zum Patientenombudsmann der Ärztekammer für Wien gewählt. In dieser Funktion kümmerte sich Bittner zehn Jahre lang als Patientenombudsmann der Ärztekammer für Wien um die gesundheitlichen und sozialen Sorgen der Wienerinnen und Wiener. Erst im September dieses Jahres wurde er in dieser Funktion abgelöst.
In die fast zwölf Jahre andauernde Amtszeit von Franz Bittner als Obmann der WGKK fielen trotz zum Teil schwieriger wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen wichtige Errungenschaften der Gesundheitspolitik. Neben der Einführung des Brustkrebsscreeningprogramms, der Psychotherapie auf Krankenschein und der e-card waren dies die Konsolidierung der Rechenzentren, die Neustrukturierung des Ausgleichsfonds und die Balanced-Scorecard-Steuerung. Auch zur Gründung der Wiener Dialyse Ges.m.b.H. und des Kompetenzcenters für integrierte Versorgung hat die WGKK unter seiner Obmannschaft entscheidend beigetragen. Die Vernetzung von Gesundheitsvorsorge und Pflege, die verstärkte Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen sowie die vermehrte Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen waren ebenfalls wichtige Anliegen. „Die finanziellen Mittel so einzusetzen, dass sie rasch und effizient den Patientinnen und Patienten zugutekommen“, war ein zentraler Leitsatz seiner Arbeitsweise. Auch wenn es aus seiner Sicht Rückschläge wie die missglückte Ambulanzgebühr gab, ist es ihm unter seiner Obmannschaft gelungen, das Leistungsangebot der WGKK für die Versicherten Wiens stetig auszubauen und die Verwaltung zu modernisieren.
Zu zahlreichen Würdigungen wie dem „Preis der Menschlichkeit“ im Jahr 2003 kamen im November 2009 auch der Ehrenring der österreichischen Sozialversicherung und 2010 das große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich hinzu. Im Jahr 2019 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.
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