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Innovative Rehabilitation mit Weitblick

Innovative Rehabilitation mit Weitblick

Ob nach einem Herzinfarkt, einer Operation oder im Umgang mit chronischen Erkrankungen – medizinische Rehabilitation hilft Menschen, Schritt für Schritt in ein selbstbestimmtes Leben zurückzufinden. Dr. Monika Mustak-Blagusz, MBA, Chefärztin der Pensionsversicherung, beschreibt, wohin sich Rehabilitation entwickelt: Sie muss, unter Einbindung der zunehmenden Digitalisierung, teilhabeorientiert, individuell und forschungsbasiert werden. | von Mag. Renate Haiden, MSc .

Die medizinische Rehabilitation hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt und sie wird sich weiterentwickeln. Daher setzt die Pensionsversicherung (PV) schon heute auf Spezialisierung, Individualisierung und innovative Konzepte wie PV RehaJET® oder Telerehabilitation. Entscheidend dabei ist, das passende Setting für die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zu finden. Neben dem medizinischen Erfolg steht die nachhaltige Teilhabe im Fokus. Mit interdisziplinären Teams, digitalen Angeboten und gezielter Forschung und Erfolgskontrolle gelingt es der PV, moderne Reha nah an den Bedürfnissen der Menschen zu gestalten, mitumfasst sind damit auch pflegende Angehörige, Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Berufstätige in belastenden Arbeitsumfeldern.

periskop: Welche Kriterien sind ausschlaggebend für die Wahl des geeigneten Settings einer ambulanten, stationären oder teilstationären Rehabilitation?

mustak-blagusz: Die stationäre Rehabilitation ist besonders für Personen geeignet, die eine umfassende medizinische und pflegerische Betreuung benötigen. Der strukturierte Tagesablauf, die ständige Verfügbarkeit von Fachpersonal und der geschützte Rahmen ermöglichen eine fokussierte Genesung, fernab vom Alltag. Vor allem nach schweren Erkrankungen oder Operationen bietet die stationäre Reha daher ein sicheres und entlastendes Umfeld. Demgegenüber steht die ambulante Rehabilitation, bei der tagsüber Therapieeinheiten in einer Reha-Einrichtung entsprechend dem ambulanten medizinischen Leistungsprofil stattfinden. Anschließend kehren die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden in das gewohnte Umfeld zurück. Besonders für Menschen mit familiären Verpflichtungen oder Betreuungspflichten kann dies eine erhebliche Entlastung darstellen. Als innovative Variante gewinnt die teilstationäre Rehabilitation an Bedeutung. Dieses Modell eignet sich besonders für Menschen, die in der Nähe eines Reha-Zentrums, aber zu weit von einer geeigneten ambulanten Einrichtung wohnen. Derzeit wird die teilstationäre Reha an den Standorten Bad Aussee, Saalfelden, Gröbming und Bad Tatzmannsdorf angeboten. Ziel ist es, das rehabilitative Angebot auch abseits urbaner Zentren auszubauen. Unabhängig vom Setting steht bei allen Rehabilitationsformen die Teilhabe der Patientinnen und Patienten am beruflichen und gesellschaftlichen Leben im Fokus. Die Zielformulierung orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen und wird konsequent verfolgt. Die Entscheidung für die passende Rehabilitationsform sollte daher gemeinsam mit dem Behandlerteam, unter Berücksichtigung medizinischer Erfordernisse und persönlicher Lebensumstände, getroffen werden.

Mit interdisziplinären Teams, digitalen Angeboten, gezielter Forschung und Erfolgskontrolle gelingt es der PV, moderne Reha nah an den Bedürfnissen der Menschen zu gestalten. Monika Mustak-Blagusz

Telerehabilitation gewinnt zunehmend an Bedeutung. Welche Erfahrungen haben sie damit?

Telerehabilitation ist uns sehr wichtig, daher haben wir ein Pilotprojekt gestartet, dass es Rehabilitandinnen und Rehabilitanden erlaubt, zeit- und ortsunabhängig als Phase-3-Reha in dieser Form teilzunehmen. Nach einer Akutbehandlung in Phase 1 und deren Anschlussrehabilitation in Phase 2 kann eine Erhaltungsrehabilitation als Telerehabilitation beantragt werden. Sie dient zur langfristigen Stabilisierung des Gesundheitszustandes und der Wiedereingliederung in den Alltag und ins Berufsleben.

Wie ist die Akzeptanz von Telerehabilitation bei den Patientinnen und Patienten? 

Erste Erfahrungen zeigen, dass sie besonders für Patientinnen und Patienten mit weiter Anreise eine gute Unterstützung darstellt. Das Konzept kombiniert digitale Eigenübungen mit persönlichem Kontakt zum Reha-Team – teils in Präsenz, teils online. Auch Arztkonsultationen sind über die Telerehabilitation möglich. Eine abschließende Bewertung der Akzeptanz wird mit den Ergebnissen im kommenden Jahr erwartet.

Wie stellen Sie fest, ob ein Rehabilitationsprogramm nachhaltigen Erfolg hat?

Mit innovativen Therapiekonzepten und ausgewählten Schwerpunkten setzen wir neue Impulse für eine moderne, zielgerichtete Rehabilitation. Der nachhaltige Erfolg kann bei medizinischem Bedarf durch eine zielorientierte, längerfristige Begleitung wie zum Beispiel Maßnahmen der Phase-3-Reha in Präsenz oder via Telerehabilitation, unterstützt werden. Im Rahmen von Forschungsprojekten kann gezielt nachverfolgt werden, ob Patientinnen und Patienten auch einige Monate nach Abschluss der Rehabilitation an ihrem Leben teilhaben.

Gibt es ein Beispiel, das diese Weiterentwicklung und Erfolgskontrolle besonders gut dokumentiert?

Ja, der PV RehaJET® , ein innovatives, medizinisch-berufsorientiertes Rehabilitationsprogramm, das Menschen gezielt auf die Rückkehr ins Berufsleben vorbereitet. Es handelt sich um ein intensives Programm mit klarem Arbeitsplatzbezug, das in verschiedenen Varianten erprobt wird, um passgenaue Angebote für unterschiedliche Bedarfslagen zu schaen. Auch hier ist es wichtig, die Nachhaltigkeit im Auge zu haben und unsere Reha-Angebote laufend weiterzuentwickeln, abgestimmt auf die Indikationen und Bedürfnisse der Betroenen. Der PV RehaJET® ist die einzige medizinisch-berufsorientierte Reha in Österreich und bereitet Patientinnen und Patienten bestmöglich auf den beruflichen Wiedereinstieg vor. So werden etwa in Arbeitssimulationstrainings, die auf die berufliche Tätigkeit ausgerichtet sind, Fähigkeiten und Arbeitsabläufe gezielt trainiert. Vorab wird dazu eine genaue Anforderungs- und Fähigkeitsanalyse erstellt und Probleme und Einschränkungen gemeinsam mit den Rehabilitandinnen und Rehabilitanden analysiert. Derzeit wird der PV RehaJET® in Bad Hofgastein, Bad Schallerbach, Gröbming, Laab im Walde und im Zentrum für ambulante Rehabilitation in Graz angeboten.

Gibt es Branchen oder Berufsbilder, die von diesem Angebot besonders profitieren? 

Für Menschen, die bereits im Berufsleben standen und gezielt auf ihre Rückkehr in den angestammten Beruf vorbereitet werden sollen, ist der PV RehaJET® von hohem Nutzen. Durch eine präzise Analyse der Arbeitsplatzanforderungen und der individuellen Fähigkeiten wird gezielt an bestehenden Lücken gearbeitet. Dabei kommen standardisierte Testverfahren (FCE) zum Einsatz.

Die PV engagiert sich in verschiedenen Forschungsprojekten, beispielsweise zur psychokardiologischen Reha. Welche Erkenntnisse konnten daraus gewonnen werden und wie fließen diese in die Praxis ein?

Forschung schafft Evidenz für unser Handeln, das ist mir sehr wichtig. Wir forschen universitätsnah – etwa in Kooperation mit der Universität Graz – aber auch praxisbezogen zur Evaluierung unserer Programme. Wichtige Erkenntnisse wurden etwa im Bereich der Psychokardiologie gewonnen, wo psychische Belastungen nach Herzerkrankungen systematisch adressiert werden. Diese konnten rezent im PLOS One publiziert werden. Alle Projekte orientieren sich an einer veröentlichten Forschungsagenda und fließen direkt in die Weiterentwicklung der Versorgungsangebote ein. Internationale Kooperationen und Kongressbeiträge sichern zudem den Austausch mit der Forschungsgemeinschaft.

Wie setzen Sie das bio-psycho-soziale ICFModell der WHO konkret in der Erstellung individueller Therapiepläne um und welche Vorteile bringt das für die Patientinnen und Patienten? 

Bereits beim Aufnahmeprozess werden gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten konkrete Teilhabeziele definiert, an denen sich der individuelle Therapieplan ausrichtet. Die Entlassungs- und Teilhabeberatung begleitet diesen Prozess von Beginn an. In interdisziplinären und multiprofessionellen Teams wird der Fortschritt regelmäßig überprüft und bei Bedarf der Plan angepasst.

Wie stellen Sie sicher, dass die Qualität der Rehabilitationsleistungen in externen Einrichtungen stimmt und welche Kriterien müssen diese Einrichtungen erfüllen?

Die Qualität der Reha-Leistungen in den Vertragspartnereinrichtungen der PV wird durch verbindliche medizinische Leistungsprofile (MLP) sichergestellt, die für alle Vertragseinrichtungen gelten, dierenziert nach stationärer, ambulanter und psychosozialer Rehabilitation. Ergänzend dazu gibt es ein umfassendes Reha-Leistungsportfolio. Zur Qualitätssicherung führt die Pensionsversicherung regelmäßige begleitende Visitationen durch, bei denen sowohl organisatorische als auch medizinische Aspekte überprüft werden, insbesondere, ob Teilhabeziele korrekt formuliert und umgesetzt werden. Ziel ist eine einheitlich hohe Versorgungsqualität für alle Versicherten.

Der PV RehaJET® ist ein innovatives, medizinisch-berufsorientiertes Rehabilitationsprogramm, das Menschen gezielt auf die Rückkehr ins Berufsleben vorbereitet. Monika Mustak-Blagusz

Welche digitalen Angebote stellen Sie Ihren Versicherten zur Verfügung und wie werden diese angenommen? 

Wir bieten den Versicherten umfassende digitale Services, darunter eine neu gestaltete Website mit klarer Nutzerführung zu Themen wie medizinischer, beruflicher und sozialer Rehabilitation. Alle Informationsmaterialien, dazu gehören auch Folder und Broschüren, sind online abrufbar. Ein zentrales Anliegen ist auch die Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz. Im Projekt „digiGeko“ werden zunächst Mitarbeitende geschult, um dieses Wissen dann an Patientinnen und Patienten weiterzugeben. So stellen wir sicher, dass digitale Angebote effektiv genutzt werden und verlässliche Gesundheitsinformationen im Netz zu finden sind.

Gibt es Programme zur engeren Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern? 

Programme zur engeren Zusammenarbeit mit der Arbeitsmedizin und damit den Unternehmen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner spielen eine Schlüsselrolle, da sie frühzeitig erkennen können, wenn Beschäftigte durch chronische Erkrankungen oder arbeitsbedingte Belastungen Unterstützung benötigen. Ziel ist es, diese Personen rechtzeitig in passende Reha-Programme zu bringen, um ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen – ein Bereich, der künftig weiter ausgebaut werden soll.

Sie bieten auch Rehabilitation für pflegende Angehörige an. Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Die Pensionsversicherung bietet pflegenden Angehörigen ein vierwöchiges Rehabilitationsprogramm in Bad Schallerbach an, um ihre hohe körperliche und psychische Belastung zu reduzieren – insbesondere, wenn sie zusätzlich im Berufsleben stehen. Das Programm ist teilhabe- und zielorientiert und berücksichtigt auch das soziale und häusliche Umfeld. Es richtet sich zum Beispiel auch an Eltern pflegebedürftiger Kinder. Aktuell wird das Angebot wissenschaftlich evaluiert. Erste Rückmeldungen sind sehr positiv.

Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten fünf Jahren im Bereich der medizinischen Rehabilitation in Österreich und wo sehen Sie die Rolle der PV? 

In den nächsten fünf Jahren wird die medizinische Rehabilitation in Österreich noch individueller und zielgerichteter werden und noch bessert abgestimmt auf Beruf, Lebenssituation und Krankheitsbild. Die Pensionsversicherung setzt dabei auf passgenaue Zuweisung in spezialisierte Einrichtungen, den Ausbau des PV RehaJET® und den verstärkten Einsatz von Robotik und technischen Hilfsmitteln, etwa in der neurologischen Reha oder beim beruflichen Wiedereinstieg. Ein wachsender Fokus liegt auf der Begleitung chronisch kranker und älterer Menschen, um deren Teilhabe am Arbeitsleben zu sichern. Zudem wird die Prävention weiter ausgebaut, insbesondere im Hinblick auf psychische Belastungen und die Anforderungen der modernen Arbeitswelt.

Gibt es Themen, die Ihnen persönlich besonders am Herzen liegen? 

Ein besonderes Anliegen ist mir die stärkere Einbindung der Rehabilitation in eine integrierte Versorgung. Die Pensionsversicherung verfügt über hochqualifiziertes Personal und fachärztliche Expertise, die gezielt genutzt werden kann. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit Hausärztinnen und -ärzten erforderlich. Eine Anbindung an das Arzneimittel-Bewilligungs-Service wäre wünschenswert, damit Fachärztinnen und -ärzte in den Reha-Zentren Medikamente direkt verordnen können. So würden Patientinnen und Patienten nach der Reha unnötige Wege und lange Wartezeiten auf Facharzttermine erspart © K R I S Z T I A N J U H A S Z bleiben.

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