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Gesundheitsberufe für die Zukunft gestalten

© Peter Provaznik

Gesundheitsberufe für die Zukunft gestalten

© Peter Provaznik

PhDr. Andrea Gruber, MSc, MBA von der Donau Universität Krems sprach in ihrer Keynote bei den 5. PRAEVENIRE Gesundheitstagen darüber, wie Weiterbildung für Gesundheitsberufe in Zukunft gestaltet werden soll, welche Herausforderungen zu erwarten sind und wie Lösungen aussehen könnten. | von Mag. Dren Elezi, MA

Die Menge an medizinischem Wissen verdoppelt sich alle fünf Jahre. Bis 2022 wird eine Verdoppelung pro Quartal erwartet. Vor diesem Hintergrund ist es daher unabdingbar, die Rahmenbedingungen in der Ausbildung entsprechend zu adaptieren, um vom Wissensfortschritt zu profitieren. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen sollen durch eine wissensbasierte Weiterbildung zur richtigen Zeit am richtigen Ort ihr Wissen einsetzen können und damit ein modernes, leistungsfähiges Gesundheitssystem für die österreichische Bevölkerung mitgestalten, das Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellt“, forderte PhDr. Andrea Gruber, MSc, MBA, Zentrumsleiterin am Department für Wirtschaft und Gesundheit, Donau Universität Krems. Der Bildungsauftrag für Weiterbildung solle nicht nur darauf abzielen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu befähigen in einem modernen und Leistungsfähigen Gesundheitssystem für die österreichische Bevölkerung zu arbeiten, sondern sie „empowern“, es erfolgreich mitzugestalten.

Herausforderungen mit Weiterbildung begegnen

„Weiterbildung sollte die Lücke zwischen den Bereichen Ausbildung, Berufserfahrung und Qualifikationsprofil schließen — mit dem Ziel der persönlichen Bildung einer beruflichen Zusatzqualifikation, ob mit oder ohne universitären Abschluss“, so Gruber. Ebenso sei es unerlässlich, dass im Management verantwortliche Personen im Rahmen von berufsbegleitenden Weiterbildungsprogramm mit Kenntnissen und Techniken des Personalmanagements vertraut gemacht werden. „Die sich verändernden Bedingungen im Gesundheitswesen und Vorstellungen der auf den Arbeitsmarkt drängenden Generationen wird für Führungskräfte eine große Herausforderung“, meinte Gruber. Künftig gehe es um ein Führen mit Zielen, statt mit Kontrollmaßnahmen. Das erwartet auch die nächste Generation. Angesichts eines bevorstehenden Generationswechsels sei es laut der Expertin auch für jedes Gesundheitsunternehmen unerlässlich, in die Weiterbildung seiner Führungskräfte auf allen Ebenen zu investieren. Hinzu kommt, dass die verstärkte Ökonomisierung im Gesundheitswesen die Führungskräfte in eine neue, verantwortungsvolle und konfliktgeladene Position bringt. Sie müssen zum Wohl der Patientinnen und Patienten entscheiden und gleichzeitig ökonomisch vertretbar agieren. „Aus diesem Grund sollten auch alle angehenden Führungskräfte im Gesundheitswesen die Grundzüge des betrieblichen Rechnungswesens und des Controllings verstehen“, empfahl Gruber.

Weiterbildung sollte die Lücke zwischen den Bereichen Ausbildung, Berufserfahrung und Qualifikationsprofil schließen.

Ineffizienz — ein Zeichen von misslungener Kommunikation

„Ineffizienz in Teams und Arbeitsgruppen ist primär ein Problem nichtgelungener Kommunikation, die eine schlechte Kooperation zur Folge hat“, betonte Gruber, die davon ausgeht, dass eine gelungene Kommunikation eine entscheidende Ressource für den nachhaltigen Erfolg eines Teams sei, vor allem wenn man mit einem anstehenden Change-Prozess im Gesundheitswesen oder einer mangelnden Motivation — aufgrund physischer und psychischer Belastungen — konfrontiert ist. Dem Thema Kommunikation müsse daher ein zentraler Stellenwert bei Weiterbildungsbildungsmaßnahmen im Gesundheitswesen gegeben werden, schlug die Expertin vor.

Wertewandel und Trendentwicklungen

Um in Zukunft eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation mit anderen Berufsgruppen zu gewährleisten, sei laut Gruber neben der Kommunikation vor allem auch die interdisziplinäre Zusammensetzung der Studierendengruppen ein wesentlicher Punkt. „Weiterbildungseinrichtungen werden derzeit von einem sehr starken Wertewandel und von Trendentwicklungen tangiert. Bei Gesundheitsberufen muss bereits in der Ausbildung gelernt werden, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und die Sprache anderer Berufsgruppen im Gesundheitswesen zu verstehen, um erfolgreich zusammenarbeiten zu können und voneinander zu lernen“, analysierte die Zentrumsleiterin am Department für Wirtschaft und Gesundheit an der Donau Universität Krems.

Digitalisierung und Online-Lehre

Das betreffe nicht nur die Bereiche Wissen und Bildung sowie die Formen der Lehre und des Lernens und die Angebotsformen und Angebotsinhalte. Als Beispiel nannte Gruber die in den letzten Jahren viel diskutierte Form des sogenannten „Blended Learnings“ — eine Lernform, bei der die Vorteile von Präsenzveranstaltungen und e-Learning kombiniert werden und zwischen Präsenzeinheiten und Online-Lehre gewechselt wird. „Vor allem jetzt während der Coronapandemie, wo sich die Online-Lehre sehr stark durchsetzt, haben wir gesehen, dass diese Technologien große Fortschritte machen.“ Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass die Präsenzlehre dadurch auf keinen Fall ersetzt werden könne. Für die Vermittlung von Fakten sei diese Art des Lernens zwar geeignet — wenn es aber um handlungsbasiertes Lernen und Arbeiten geht, stöße sie rasch an ihre Grenzen. „Primär erscheint es mir daher wichtig Aufklärungsarbeit zu leisten und das Verständnis für digitale Lösungen in der Versorgung zu schaffen. Es benötigt Weiterbildungen, die die im Gesundheitswesen tätige Personen befähigen Gesundheitskompetenz zu vermitteln und im Sinne der integrierten Versorgung Patientinnen und Patienten im Rahmen der digitalen Transformation als eine Art Prozessmanager zu begleiten“, so Gruber abschließend.

PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030

Block 2 | Gesundheitsberufe und Ausbildung
Programm im Rahmen der PRAEVENIRE Gesundheitstage 2020

Keynotes
Künstliche Intelligenz auf der Intensivstation — Wie realistisch sind neue Einsatzmöglichkeiten für KI im Spital?
Prof. Dr. Emanuela Keller | Universitäts­spital Zürich, Klinik für Neurochirurgie
Weiterbildung für Gesundheitsberufe
PhDr. Andrea Gruber, MSc, MBA | Donau-Univer­sität Krems, Department für Wirtschaft und Gesundheit
Pflege 2030: Möglichkeiten und Visionen
Mag. Roland Nagel, MBA, DGKP | Pflegeexperte & Politologe
Orthopädie 2030
Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer | Donau-Universität Krems, Fakultät für Gesundheit und Medizin

Podiumsdiskussion
Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Martin Andreas, MBA, PhD | Ärztekammer Wien
Dr. Eva Höltl | Erste Group Bank AG, Health Center
Dr. Erwin Rebhandl | AM Plus und OBGAM
Hon. Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp | Kammer für Arbeiter und Angestellte NÖ
Dr. Andreas Stippler | Ärztekammer NÖ

© Peter Provaznik

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